Borealis feiert 30jähriges Bestehen

Der weit größte Kunststoffkonzern Österreichs entstand 1994 als Gemeinschaftsunternehmen der Neste Oy und der Statoil. Sein Haupteigentümer ist seit 2020 die OMV, die mit der Adnoc darüber verhandelt, ihn in einen globalen Petrochemiekonzern einzubringen.

 

Foto: Borealis
Jubiläum: Die Borealis besteht seit 1994. Seit 1997 ist die OMV Miteigentümer, seit 2020 Haupteigentümer.

Der Kunststoffkonzern Borealis feiert im März sein 30jähriges Bestehen. Mit rund 7.600 Beschäftigten ist er in 120 Staaten tätig und erwirtschaftete zuletzt rund 9,61 Milliarden Euro Umsatz sowie 1,61 Milliarden Euro Gewinn. Damit ist er das weitaus größte Kunststoffunternehmen Österreichs.

 

Gegründet wurde die Borealis 1994 als Gemeinschaftsunternehmen der finnischen Neste Oy und der norwegischen Statoil, die beide je 50 Prozent hielten. Schon drei Jahre später verkaufte die Neste ihren Anteil jeweils zur Hälfte an die OMV und die Adnoc, die staatliche Ölgesellschaft des Emirats Abu Dhabi am Persischen Golf. Die Statoil dagegen behielt ihre 50 Prozent. Im Jahr 1998 gründeten die Borealis und die Adnoc in Abu Dhabi den Petrochemiekomplex Borouge, der vom gleichnahmigen Gemeinschaftsunternehmen geführt wird. Borouge wurde in den kommenden Jahrzehnten sukzessive erweitert und ist heute einer der wichtigsten Vermögenswerte der Borealis.

 

Das Jahr 2005 brachte eine grundlegende Änderung der Eigentumsverhältnisse: Die Statoil verkaufte ihre Anteile an die OMV und die IPIC, den staatlichen Investmentfonds Abu Dhabis, der zwischenzeitlich die von der Adnoc gehaltenen Aktien übernommen hatte. Aufgrund dessen hielt die IPIC 64 Prozent der Borealis, auf die OMV entfielen 36 Prozent. Im Jahr 2006 verlegte die Borealis ihren Hauptsitz nach Wien. Ein Jahr später übernahm sie den Düngererzeuger Agrolinz Melamin – laut ihrem nachmaligen Vorstandschef Mark Garrett ein Schritt, dessen Bedeutung vielfach erst später erkannt wurde. Garrett blieb bis 2018 an der Unternehmensspitze. Unter anderem steigerte er den Umsatz der Borealis auf über eine Milliarde Euro. Im Jahr 2018 folgte ihm der heutige OMV-Generaldirektor Alfred Stern.

 

OMV-Mehrheitsübernahme

 

Eine wesentliche Änderung der Eigentumsverhältnisse erfolgte 2020: Die OMV stockte ihren Anteil auf 75 Prozent auf. Die übrigen 25 Prozent verblieben bei der Mubadala, grob gesprochen der Nachfolgerin der IPIC als staatliche Investmentvestmentgesellschaft Abu Dhabis. Mit dem Eintritt Sterns in den OMV-Vorstand per 1. April 2021 übernahm im Gegenzug Thomas Gangl den Vorstandsvorsitz der Borealis, die er bis heute leitet. Gangl war zuvor 20 Jahre bei der OMV tätig gewesen und hatte laut der damaligen Aussendung „nicht nur den Raffinerie- und Petrochemie-Bereich bei der OMV maßgeblich mitgestaltet, sondern auch das chemische Recycling im OMV Konzern etabliert und damit den Grundstein für die Kreislaufwirtschaftsstrategie der OMV gelegt“.

 

Aus Anlass des heurigen Jubiläums konstatierte Gangl, ihr „europäisches Erbe“ sowie ihre technologische Kompetenz hätten die Borealis „zu einem globalen Player in der Branche gemacht. Wir treiben die Transformation der Branche hin zu einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe voran und erfinden die Grundlagen für ein nachhaltiges Leben neu. Auch weiterhin werden wir in unsere Mitarbeiter:innen, Anlagen und in das lokale Umfeld investieren“.

 

Verschmelzung mit Borouge?

 

Seit dem Verkauf der Düngemittelsparte an die tschechische Agrofert im Sommer 2023 konzentriert sich die Borealis auf das Kunststoffgeschäft sowie die Kreislaufwirtschaft. Ihre Zukunft ist offen. Die OMV und die Adnoc verhandeln über die Schaffung eines weltweit führenden Petrochemiekonzerns. In diesen sollen die Borealis und die Borouge verschmolzen werden.