Bernhard Rainer von der FH Campus Wien hat viel Know- how zu Ames-Tests erworben, bei denen Bakterienkulturen eingesetzt werden, um potenziell mu- tagene Substanzen zu detektieren. zeigten potenziell mutagenes Verhalten, andere nicht. Dazu Mayrhofer: „Das ist zwar überraschend gewesen, doch es ist besser als die Worst-Case-Annahme, dass alle un- bekannten Sub stanzen mutagen sind.“ Auch habe mit dieser Methode klar bestätigt wer- den können, dass Recycling-Kunststoffe, die heute schon für den Lebensmittelkontakt zu- gelassen sind, keine DNA-reaktiven Verbin- dungen enthalten: Wiederaufbereitetes PET erwies sich tatsächlich als gefahrlos. Für die Glaubwürdigkeit der angewand- ten Ames-Tests ist dies freilich ein stärken- des Ergebnis, wie Mayrhofer und Rainer das einschätzen: „Wenn wir immer nur negative Proben gefunden hätten, hätte man uns ent- gegenhalten können, dass die Methodik in diesem Fall nicht geeignet ist.“ Zudem habe sich die Konsistenz der Ergebnisse gezeigt: „Für Proben, die einmal positiv reagiert ha- ben, hat sich ein solches Ergebnis auch wie- derholen lassen“, sagt Washüttl. Welche Verbindungen für die im Bioassay nachgewiesene Wirkung verantwortlich sein könnten, ist noch nicht bekannt. Die Forscher ermitteln daher in verschiedene Richtungen: Ist das Design bestimmter Aufbereitungspro- zesse, beispielsweise ein Waschschritt, die Ursache? Könnten durch hohe Temperaturen Polymere oder Additive abgebaut worden sein? Oder liegt vielleicht eine Verunreini- gung durch Schimmelpilzgifte (sogenannte Mykotoxine) vor, die sich in Lebensmittelres- ten gebildet haben könnten? Perspektiven für Wissenschaft und Industrie Für die Verpackungshersteller hat der Ausgang der Untersuchungen immense Aus- wirkungen, wie Simon festhält: „Angesichts der ersten Ergebnisse könnte es sein, dass mechanisches Recycling für Lebensmittel- verpackungen aus Kunststoff nicht empfoh- len werden kann. Es stellt sich daher die Fra- ge, ob man großflächig in Kapazitäten dafür investieren soll.“ Washüttl möchte demge- genüber Hoffnung streuen: „Das Projekt ist ja noch nicht zu Ende. Wir sind guter Dinge, dass wir die Ursache eingrenzen können.“ Möglicherweise ergeben sich hier ja auch Aufgaben für ein Folgeprojekt. Rumetshofer sieht das ähnlich: „In den letzten Jahren wurden die Technologien des mechanischen Recyclings stark weiterentwi- ckelt, sodass die Chancen gut sind, die Quali- täten von rezyklierten Polyolefinen weiter zu steigern.“ In einigen Proben aus einer Poly- propylen-Pilotanlage wurden mit den Bioas- says des Projekts keine Hinweise auf muta- gene Substanzen gefunden. Ein Folgeprojekt könnte klären, durch welche Methoden der Qualitätskontrolle mechanisches Recycling von Lebensmittelverpackungen begleitet werden muss. Hier hakt auch Pechhacker ein: „Die bisherigen Ergebnisse deuten dar- auf hin, dass mit der im Projekt angewandten Methode eine zusätzliche Sicherheitsstufe im Routinebetrieb eingezogen werden könn- Martin Ramsl, ecoplus Projektma- nager beim Kunst- stoff-Cluster, sieht die Chance, den Zielkonflikt zwischen Recycling-Quoten für Kunststoffe und höchsten Ansprü- chen bezüglich Le- bensmittelsicherheit zu entschärfen. te, um verdächtige Ströme zu identifizieren. Dafür muss aber noch viel an Entwicklungs- arbeit geleistet werden.“ Methodisch zeichnet sich ab, dass zur Gaschromatographie noch weitere Werk- zeuge hinzutreten werden. „Mit dem GC- Screening schaut man durch ein bestimm- tes Fenster, durch das man nicht alles sieht“, gibt Washüttl zu bedenken. Es würde sich daher eine Erweiterung durch die HPLC anbieten, um auch weniger flüchtige Sub- stanzen analysieren zu können. Auch die Erweiterung der Zusammenarbeit der drei Forschungseinrichtungen auf andere An- wendungsfälle, beispielsweise für Kosme- tikverpackungen, ist schon in Planung. Ansprechpartner: Ing. Martin Ramsl Projektmanager Kunststoff-Cluster ecoplus. Niederösterreichs Wirtschaftsagentur GmbH 3100 St. Pölten, Österreich Niederösterreich-Ring 2, Haus A Tel. +43 2742 9000-19674 m.ramsl@ecoplus.at www.kunststoff-cluster.at DAS PROJEKT Im Projekt „PolyCycle“ haben sich For- schungs - und Unternehmenspar tner zusammengefunden, um Teststrategien für Karzinogene in recycelten Kunststof- fen zu entwickeln und zu validieren. Dabei sollen ausgewählte verpackungsrelevante Recyclingmaterialien (PE, PP, PET, PS) durch In-vitro-Bioassays und chemische Methoden (GC, HPLC, MS) analysiert wer- den, um die risikofreie Verwendung von recycelten Verpackungsmaterialien zu garantieren. Forschungspartner: OFI Österreichisches Forschungsinstitut f. Chemie u. Technik, FH Campus Wien – Dept. Applied Life Sciences, Fraunhofer IVV (Freising, D) Beteiligte österreichische Unternehmen: ALPLA Werke Alwin Lehner GmbH & Co KG, Bodo Möller Chemie Austria GesmbH, Borealis Polyolefine GmbH, Dannemann Global Extrusion GmbH, EREMA Enginee- ring Recycling Maschinen und Anlagen Ges.m.b.H., FISCHER-PL ASTIK GmbH, FRIES Kunststofftechnik GmbH, Gabri- el-Chemie Ges.m.b.H, G. Coreth Kunststoff- verarbeitungs GesmbH, Joma Kunststoff- technik GmbH, MAM Health & Innovation GmbH, Meier Verpackungen GmbH, Mira- plast Kunststoffverarbeitungs Ges.m.b.H., PACK EXPERTS DI Dr. Johannes Bergmair e.U., Packforce GmbH, PREMIUMPACK GmbH, Reichherzer & Co Fleischwaren- bedarf GmbH, PreZero Polymers Austria GmbH, Starlinger & Co Gesellschaft m.b.H., Tetra Holdings GmbH („Tetrapak“), Thermo- plastkreislauf GmbH, Volpini Verpackungen GmbH Austria, WOLF PLASTICS Verpa- ckungen GmbH, World Packaging Organiz- ation, PlasticsEurope Austria DER KUNSTSTOFF-CLUSTER Der Kunststoff-Cluster ist ein branchen- übergreifendes Netzwerk des Kunst- stoff-Sektors. Er förder t, initiier t und koordinier t die Zusammenarbeit von Unternehmen untereinander sowie von Unternehmen und Technologietrans - fer-Einrichtungen in diesem Bereich. Ziel ist die Bündelung von Potenzialen und Kompetenzen zur Steigerung der Inno- vationskraft und internationalen Wett- bewerbsfähigkeit der Par tner. Durch die Zusammenarbeit von Niederöster- reich, Oberösterreich und Salzburg ist der Kunststof f- Cluster zum größten Netzwerk für Kunststoff-Technologie in Europa geworden. Trägergesellschaften des Kunststoff-Clusters sind ecoplus, die Wirtschaftsagentur des Landes Niederös- terreich und die Business Upper Austria – OÖ Wirtschaftsagentur GmbH. i d a g r a B e n d a N / t r o p e r e m e h C i , i n e W s u p m a C H F : r e d l i B