„Wir wollten bewusst einen Schritt wei-ter gehen als bisher“, sagt Lukas Weiss, Geschäftsführer der Firma Sojarei, zur Moti-vation, gemeinsam mit einer Mitarbeiterin aus dem Qualitätsmanagement am Lehrgang teil-zunehmen. Die Sojarei wurde vor 30 Jahren gegründet und ist ein Pionier auf dem Gebiet veganer Lebensmittel. Was mit einer Gruppe von Idealisten begann, findet heute einen ste-tig wachsenden Markt vor. Im Zuge dieser Entwicklung muss auch überdacht werden, wie Nachhaltigkeit im Unternehmen heute gelebt wird. „Es gibt derzeit sehr viel Innova-tion rund um die umweltgerechte Herstellung von Lebensmitteln. Dazu wollten wir mehr Hin-tergrundwissen haben“, sagt Weiss. Durch die Breite der Themenpalette des Pilotlehrgangs wurde man auf viele Aspekte aufmerksam, an die man bisher wenig dachte.Zur Erarbeitung dieser Inhalte konnte das Cluster-Team Gudrun Obersteiner vom In -stitut für Abfallwirtschaft der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) gewinnen. Ober-steiner beschäftigt sich seit langem mit Wie-derverwendung und Ökobilanzierung und hat in zahlreichen Kooperationsprojekten mit Fir-men zusammengearbeitet. Ein Curriculum zur Qualifizierung eines Ressourcenbeauftragten zusammenzustellen, war dennoch eine beson-dere Herausforderung: „Es war wichtig, ein Programm aufzubauen, aus dem alle etwas mitnehmen können.“ Zudem galt es, Fachleute auszuwählen, die diese Inhalte so präsentie-ren konnten, dass der Bezug zur Situation und Gedankenwelt in den Unternehmen hergestellt werden konnte.Komplizierte Sachverhalte, einfach erklärtInsgesamt wurden vier Module entwickelt, die die verschiedenen Aspekte von Nachhal-tigkeit in der unternehmerischen Tätigkeit aufspannen. In einem ersten Block wurden zunächst die rechtlichen und begrifflichen Grundlagen gelegt: „Es gibt aktuelle Verän-derungen, etwa durch die EU-Kreislaufstra-tegie oder die neue Taxonomie-Verordnung, von denen man wissen muss, was sie für die Unternehmen bedeuten“, erzählt Obersteiner. Um dies in die Sprache der Praxis zu überset-zen, wurde bewusst kein Jurist ausgewählt, sondern ein Vortragender mit technischem Hintergrund. „Der rechtliche Teil ist ja keine einfache Materie. Das wurde wirklich sehr gut vorgetragen“, streicht Günter Braun von der Firma Asma hervor, die in ihrem Werk in Weitra Polyurethan-Elastomere herstellt.Zudem war es ein Ziel des ersten Moduls, ein Verständnis für die verschiedenen Stra-tegien zu vermitteln, mit denen dem Abfall-aufkommen begegnet werden kann: Vermei-dung, Re-Use, Recycling. Zum Thema Re-Use konnte etwa ein Vortragender von Siemens gewonnen werden, der schon sehr lange im Unternehmen ist und sich ein Netzwerk auf-bauen konnte, mit dessen Hilfe er eine sieben-stufige Kaskade von Nutzungsmöglichkeiten abarbeiten kann: „Kann ein nicht mehr benö-tigtes Gerät von jemandem im eigenen Werk wiederverwendet werden? Wenn nicht, dann vielleicht in einem anderen Werk? Kann man eine Komponente davon in einem anderen Zusammenhang verwenden usw. bis hinunter zur stofflichen Verwertung“, erzählt Zeilinger.Auch einige der teilnehmenden Firmen haben sich schon eingehend mit den Nut-zungsmöglichkeiten für Reststoffe beschäf-tigt. „Wir haben bereits im Vorgängerprojekt damit begonnen, alle Stoffströme im Unter-nehmen zu erheben und Einsatzmöglich-keiten für anfallende Reststoffe zu finden“, erzählt Max Högn, Geschäftsführer von Fuso (Johann Fuchs & Sohn). Das Unternehmen aus Ybbsitz entwickelt und baut Spritzguss-formen und erzeugt mit ihrer Hilfe Kunststoff-teile – alles speziell nach Kundenauftrag. Dem Einsatz von Reststoffen in der eigenen Pro-duktion sind aufgrund von Qualitätsanforde-rungen häufig Grenzen gesetzt. „Es ist aber gelungen, neue Abnehmer zu finden und so auch den Warenwert der Reststoffe in den Blick zu bekommen“, ergänzt Großtesner, der gemeinsam mit Högn Geschäftsführer von Fuso ist. Doch auch die Abfallvermeidung steht im Mittelpunkt zahlreicher Aktivitäten des Unternehmens. Beim Spritzgießen muss die eingesetzte Kunststoffschmelze durch ein sogenanntes Angusssystem in die eigent-liche Form transportiert werden. Erkaltet die Schmelze, bleibt auch im Anguss Material zurück, das nicht Teil des Produkts ist. „Wir versuchen, Anguss soweit es geht zu vermei-den oder das Material wieder einzusetzen“, erklärt Högn. Eine andere Möglichkeit, die bei Fuso eingesetzt wird, wo immer es sinnvoll und wirtschaftlich umsetzbar ist, ist die Ver-wendung eines Heißkanalsystems, das ther-misch vom Rest des Werkzeugs getrennt ist.Bei der Firma Asma stand zunächst die Verwertung von Abfällen im Vordergrund. „Bei Polyurethan selbst sind wir schon recht weit, hier können wir hohe Anteile an Regranulat in der Produktion unterbringen“, so Braun. In den vergangenen Jahren hat man aber auch den Verkauf von Produktionsrückständen ange-kurbelt und so eine Wertschöpfung für ein Material erschlossen, für dessen Entsorgung man früher bezahlen musste. Ähnliche Wege geht man bei Sunpor: Aus dem „Oktabin“, in dem man für gewöhnlich den Kehricht mit zu Boden gefallenen EPS-Kügelchen sammelte, wurde kurzerhand der „W-Oktabin“ (mit W wie in Wertstoff): „Es handelt sich bei diesen Frak-tionen ja um ein gutes Produkt, es ist nur nicht rein“, so Preradovic. Es gebe aber Anwendun-gen, etwa im Spritzguss, wo es darauf nicht so ankomme, weil ohnehin Siebe vorgeschal-tet seien. Der Austausch Bilder: Chemiereport/Anna Rauchenberger | nächste Seite Lukas Weiss, Geschäftsführer der Sojarei, wurde im Lehrgang auf bisher unbeachtete Aspekte der Nachhaltigkeit hingewiesen.Manuela Preradovic, bei Sunpor für Ein-kauf und Abfallwirtschaft verantwortlich, konnte die Anregungen des Pilotlehrgangs gleich in die Praxis umsetzen.Max Högn, Geschäftsführer von Fuso, berichtete über Projekte des Spritzguss- Spezialisten zur Vermeidung von Produk-tionsrückständen.Florian Kamleitner, Manager der nieder-österreichischen Bioökonomie-Plattform, gab die Anregung zur Qualifizierung zum Ressourcenbeauftragten.Günter Braun, Sicherheitsfachkraft bei Asma, konnte wertvolle Einsichten für den Waldviertler Elastomerhersteller gewinnen.Johannes Zeilinger, Projektmanager beim Bau.Energie.Umwelt Cluster Niederöster-reich, koordinierte das Projekt.