denken. Insgesamt zeigt sich das Mate- rial, das für die Herstellung von Lebensmit- tel-Trays verwendet werden könnte, noch recht heterogen. Gemessen daran, schnitt das Rezyklat aber überraschend gut ab: „Das liegt an den guten Eigenschaften von PET: Wir finden wenig Migration, weder ins Mate- rial hinein noch aus dem Material heraus“, so Krainz. Zudem zeigte sich, dass die Dekonta- mination im Zuge der Extrusion der gesam- melten Fraktionen gut funktioniert hat. Zusätzlich kam an der FH Campus ein mik- robiologischer Assay (ein sogenannter Ames- Test) zur Anwendung, mit dem sich überprü- fen lässt, ob eine Substanz mit mutagener Wirkung anwesend ist. Auch hier bestätigte sich das große Potenzial des Polymers: „PET nimmt kaum Fremdsubstanzen auf. Wir konn- ten keine Hinweise auf genotoxische Verbin- dungen finden“, zieht Lukas Prielinger, der die- sen Teil betreute, ein erfreuliches Resümee. Dennoch konnte man für die Food-Verpa- ckungen noch keinen geschlos- senen Kreislauf verwirklichen. Da sich die Fraktionen aus dem Abfallstrom als sehr heterogen erwiesen, waren die mit ihnen durchgeführten Versuche inner- halb der Projektzeit noch nicht reproduzierbar. „Wir haben die Untersuchung an simuliertem Recycling-Material durchge- führt“, sagt Krainz, „aber die Ergebnisse sind vielversprechend.“ Florian Aschermayer, Global Senior Expert Sustain- able Material Excellence bei Greiner Packa- ging, teilt diese Ansicht: „Auch wenn wir nicht alle Ziele im Projekt PET2Pack erreicht haben – wir konnten die Materialien noch nicht an unseren Anlagen testen –, wurden dennoch wertvolle Ergebnisse erzielt.“ Die Mengenpo- tenziale der Zielfraktion aus dem gelben Sack seien erhoben und Hürden, die noch zu neh- men sind, identifiziert worden. „Auch haben die Laborversuche gezeigt, dass der PET-Ri- gid-Strom (ohne Getränkeflaschen) grund- sätzlich zu Lebensmittelkontakt-Materialien rezykliert werden kann“, so Aschermayer. Auch die Firma MAM war Partner des Pro- jekts, um die Konformität von rPET zur Ver- packung ihrer Babyartikel zu evaluieren. „PET bietet gute Voraussetzungen für die Wieder- verwertung. Die Reinigung und einfache Ent- fernung von Dekorationen, etwa Etiketten, an PET-Abfällen würden den gesamten Prozess vereinfachen“, sagt dazu Norbert Polatschek, Technical Excellence Unit Lead. Holistische Betrachtung „Viel wird nun davon abhängen, ob sich auch im Food-Bereich in den kommenden Jahren ein stabiler Abfallstrom entwickelt“, blickt Viktoria Gabriel auf die zukünftige Ent- wicklung voraus. Und das wiederum hängt damit zusammen, ob Verpackungen schon so designt werden, dass Anforderungen an die kreislaufwirtschaftliche Wertschöpfungs- kette bereits bei der Entwicklung von Neupro- dukten mitgedacht werden. Die FH Campus Wien hat dafür eine eigene „Circular Packa- ging Design Guideline“ zusammengestellt, deren Empfehlungen nicht immer, aber doch immer öfter eingehalten werden. Ein wichtiger Punkt wäre dabei der Verzicht auf Farbe: Je weniger Farbstoff im Ausgangsmaterial ist, desto weniger Probleme hat man im Rezyklat damit. „Das ist sicher eine der offenen Frage- stellungen am Ende des Projekts“, sagt Daniel Pichler von MissionPET. „Die mechanische Festigkeit des Regranulats hat gut gepasst, das Material war aber grau bis gelb gefärbt.“ Die Frage sei, wie der Markt damit umgehe: Wolle man farblose Verpackungen aus Recy- cling-Material, müsse das auch schon im Design der Neuware berücksichtigt werden. Eine andere Möglichkeit: „Es gibt auch Fir- men, die wollen, dass man sieht, dass die Verpackung aus Rezyklat besteht. Das wäre leicht möglich“, so Pichler. Norbert Polatschek (MAM) glaubt, dass das Potenzial be- züglich technologischer Verbes- serungen und des Bewusstseins von Konsumenten die gesamte Kunststoff-Verpackungsindustrie antreibt, die Recyclingquoten weiter zu erhöhen. Um sicherzugehen, dass die angepeil- ten „Closed Loops“ in einer gesamtökologi- schen Bewertung auch tatsächlich besser abschneiden als der Status quo, widmete die FH Campus Wien ein eigenes Arbeitspaket der Lebenszyklusanalyse. „Kreislaufschlie- ßung ist ja kein Selbstzweck, sondern muss in eine holistische Betrachtung der ökologi- schen Auswirkungen eingebettet sein“, sagt dazu Manuel Pfitzner. Maßgeblich beteiligt an dieser Aufgabe waren seitens der FH Hanna Schenk und Katrin Detter. „Wir haben dazu die Umweltwirkungen eines ‚Open Loop‘- und eines ‚Closed Loop‘-Szenarios getrennt von- einander bewertetet und miteinander vergli- chen“, erzählt Schenk. Betrachtet wurden dabei nicht nur die mit den Prozessschritten verknüpfte potenzielle Klimawirkung, gemes- sen in CO 2-Äquivalenten, sondern auch andere Umweltwirkungskategorien wie z. B. Wasserverbrauch, Ressourcenverbrauch oder Eutrophierung. Entscheidend für eine derartige Analyse ist die Qualität der erhobe- nen Daten: Die Unternehmenspartner erhiel- ten umfangreiche Fragebögen, aus denen die Massen- und Energieflüsse der Sortier- und Recyclingprozesse sowie die zugehörige Logistik ermittelt werden konnten. Diese wie- derum stellen die Grundlage für die Abschät- zung von Umweltwirkungen dar. Das Ergeb- nis gibt dem eingeschlagenen Weg recht: Ein geschlossener Kreislauf kann in der Ökobilanz jedenfalls besser abschneiden als die derzei- tige Vorgehensweise – das konnte im Projekt quantitativ nachgewiesen werden. DAS PROJEKT Im Projekt „PET2Pack“ hat man sich die Entwicklung eines Closed-Loops-Sys- tems für PET-Formkörper-Verpackungen in Österreich, sowohl im Food- als auch im Non-Food-Bereich, zum Ziel gesetzt. Dazu wurden, je nach Einsatzzweck, Anforde- rungsprofile für das Rezyklat bestimmt, die Sortierungsprozesse optimiert und Stan- dards für ein „Design for Recycling“ entwi- ckelt. Nach Rezyklierversuchen wurde das erzeugte Regranulat mechanisch und che- misch-toxikologisch untersucht. Konsortialführer: Packforce Forschungspartner: FH Campus Wien, Österreichisches Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI), Transfercenter für Kunststofftechnik (TCKT), TU Wien Firmenpartner: Alpla, ARA Altstoff Recy- cling Austria AG, AW PLASTIXX Recycling s.r.o., CCL Label GmbH, Erema Enginee- ring Recycling Maschinen und Anlagen Ges.m.b.H., Greiner Packaging Internatio- nal GmbH, Henkel Central Eastern Europe GmbH, Hofer KG, Kruschitz GmbH, KSM Recycling, MAM Health & Innovation GmbH, MissionPET GmbH, Oswald Hackl e.U., PET- man GmbH, Puhm GmbH, Reclay Öster- reich GmbH, Saubermacher Dienstleistungs AG, Starlinger & Co. Ges.m.b.H viscotec, Thermo plastkreislauf GmbH, TOMRA Sys- tems GmbH, Wojnar ’s Wiener Lecker- bissen Delikatessenerzeugung GmbH. DER KUNSTSTOFF-CLUSTER Der Kunststoff-Cluster ist ein branchenüber- greifendes Netzwerk des Kunststoff-Sektors. Er fördert, initiiert und koordiniert die Zusam- menarbeit von Unternehmen untereinander sowie von Unternehmen und Technologie- transfer-Einrichtungen in diesem Bereich. Ziel ist die Bündelung von Potenzialen und Kompetenzen zur Steigerung der Innovati- onskraft und internationalen Wettbewerbs- fähigkeit der Partner. Durch die Zusammen- arbeit von Niederösterreich, Oberösterreich und Salzburg ist der Kunststoff-Cluster zum größten Netzwerk für Kunststoff-Techno- logie in Europa geworden. Trägergesell- schaften des Kunststoff-Clusters sind ecoplus, die Wirtschafts agentur des Landes Niederösterreich und die Business Upper Austria – OÖ Wirtschaftsagentur GmbH. Der ecoplus Kunststoff-Cluster wird über das Projekt „NÖ Innovationsökosystem“ von der Europäischen Union kofinanziert. Ansprechpartner: Ing. Andreas Eder BSc, MBA Projektmanager Kunststoff-Cluster ecoplus. Niederösterreichs Wirtschaftsagentur GmbH 3100 St. Pölten, Niederösterreich-Ring 2, Haus A Tel. +43 2742 9000-19670 a.eder@ecoplus.at